Martin Hyun: Letter to My Younger Self

Lieber Martin,

es ist schwieriger, als ich mir vorgestellt habe, Dir diesen Brief zu schreiben. Das Leben ist hektisch und gönnt Dir keine Pause.

Ich sehe, wie Du in einem Moment der Stille und des Innehaltens heimliche Tränen vergießt, wenn keiner hinsieht und Du Dir sicher sein kannst, dass Du alleine bist. Das Leben eines südkoreanischen Gastarbeiterkindes in Deutschland ist nicht fair. Du hast gelernt, dass Bildung, Sprache und harte Arbeit nicht ausreichen, um eine berufliche Heimat zu finden. Die Einladung zu Bewerbungsgesprächen wird eine Rarität bleiben. Du wirst Dich an folgende Sätze gewöhnen:

Leider muss ich Ihnen jedoch mitteilen, dass im Ergebnis des abgeschlossenen Auswahlverfahrens zur Besetzung der unter der oben genannten Kennzahl ausgeschriebenen freien Stelle die Auswahl auf eine andere Bewerberin mit treffenderem Qualifationsprofil gefallen ist;

Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir uns für einen anderen Bewerber entschieden haben, der dem geforderten Qualifikationsprofil für dieses Aufgabengebiet noch besser entsprechen konnte.

Du wirst im Leben viel mehr Absagen als Einladungen erhalten. Es wird immer Gründe geben, warum sie dich nicht nehmen. Für die einen ist es das «treffendere Qualifikationsprofil». Für die anderen ist es die Frage nach Deiner Loyalität zu Deutschland, die zur Diskussion steht. Und immer wieder wirst Du erleben, wie Dir Hürden und deine hart erarbeitenden Qualifikationen infrage gestellt werden. Mehrfach wirst Du erleben, wie Personalsachbearbeiter Deine im Ausland hart errungenen Diplome nicht anerkennen, obwohl Deine vorgelegte Bescheinigung von der Bezirksregierung den Wert eines Originalzeugnisses besitzt. Und wenn Du die Sache geklärt hast, kommt die nächste Hürde. Denn jetzt wollen die Personalsachbearbeiter auch noch eine Bescheinigung der ausländischen Universität, die bestätigt, dass Du dort immatrikuliert warst. Ein Gastarbeiterkind kann unmöglich einen Lebenslaufvorweisen wie ein biodeutsches Elite-Kind! Aber auch diese wirst Du ihnen vorlegen. Und statt einer Rückmeldung oder Einladung zum Bewerbungsgespräch wird das Prozedere immer gleich bleiben: Kommen wird eine Absage. Das ist Schikane von Bürokraten, die sich nicht auskennen. Du wirst erkennen, dass die schönen und politisch korrekt verfassten Sätze, beispielsweise: «Wir fördern Vielfalt und Chancengleichheit. Ihre Bewerbung ist bei uns willkommen, ungeachtet Ihrer Nationalität, kulturellen, ethnischen oder sozialen Herkunft, sexuellen Orientierung, Ihres Alters, Geschlechts oder einer Beeinträchtigung», nur Lippenbekenntnisse und Symbolpolitik sind. Du wirst feststellen müssen, dass Deine Nationalität und Deine kulturelle, ethnische und soziale Herkunft nicht willkommen sind, und zu dem Schluss kommen, dass politisch korrekt verfasste Bewerbungsaufforderungen, anonyme Bewerbungsverfahren, eine Charta der Vielfalt, Bekenntnisse zu mehr Diversität, Integrationsbeauftragte und Antidiskriminierungsgesetze nichts an der Situation ändern werden. Rechtliche Pflichten mögen erzwingbar sein – die Liebe ist es nicht.

Du wirst sehen, dass für privilegierte Biodeutsche Stellen neu geschaffen und wie sie trotz geringer Eignung und Befähigung bevorzugt für Führungspositionen eingestellt werden. Gleich und Gleich gesellt sich gern. Du hast dagegen keinen Wert für sie, Du als Arbeiterkind kannst da nicht mithalten. Dir fehlt das Netzwerk. Der Einfluss und die politische Reichweite von Mutter und Vater. Beide konnten Dir keine akademischen Vorbilder sein. Aber sie haben Dir und deinen Schwestern Julia und Simone vor allem eines eingeimpft und vorgelebt – harte Arbeit. Zu malochen. Das Wort «Aufgeben» haben sie aus unserem Vokabular gestrichen.

Vater hat als Bergarbeiter unter Tage geschuftet und später – bis zur Frühpensionierung – als Arbeiter beim Stahlkonzern Thyssen-Edelstahl. Er strampelte sich jahrzehntelang ab, ohne ein einziges Mal befördert zu werden. Aber das war Vater egal. Mutter schob jahrzehntelang Nachtschichten als Krankenschwester. An den Wochenenden arbeiteten beide in Sonderschichten, um die teuren Bücher für unser jeweiliges Studium zu finanzieren. Vater und Mutter arbeiteten für uns – damit wir hier eine bessere Zukunft haben würden. Ihre Träume haben sie in Korea begraben. Du hast beide nie über die harte Arbeit murren oder klagen gehört. Sie gönnten sich keine Pause, keinen Luxus, keinen Urlaub. Jeder Pfennig, später dann jeder Cent wurde in unsere Zukunft investiert. Immer sagten sie dazu nur: «Kümmere dich nur darum, dass du gute Noten hast!» Denn die, so ihr Glaube, würden das Ticket für den sozialen Aufstieg in Deutschland sein.

Vater ist sehr anspruchsvoll, wie ein Drill-Sergeant. Im Sommer studierst Du das Mathematikbuch für das bevorstehende Schuljahr. Schon als Du in der Grundschule warst, hat Vater eine Stahltafel mit dem großen Einmaleins gestanzt. Er wollte uns einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Um sechs Uhr in der Frühe weckt Vater Dich auf und verpasst Dir eine kalte Dusche. Das dient der Abhärtung. Dann wirst Du zum Lernen verdonnert. Vater gibt Dir Aufgaben, die Du am selben Tag schaffen musst. Nach Erledigung der Aufgaben geht es zum Sportplatz. Nach zehn Runden um den Platz sind Sprints angesagt. Du verstehst das zu dem Zeitpunkt nicht, warum die ganze Schinderei? Aber glaub mir, er bereitet Dich damit auf die reale Welt vor. Vater gibt Dir das Rüstzeug, damit Du Dich schulisch, sportlich und beruflich durchzusetzt. Er zeigt Dir auch, wie Du in Deinem Leben nach dem Sport erfolgreich sein kannst.

Die vielen Wochenenden im Eisstadion – Du wolltest aufgeben, nachdem Du mehrfach auf die harte Eisfläche gefallen warst. Eishockey war nicht Dein Ding. Du träumtest davon, Fußballtorwart zu werden. Vater hob Dich hoch, stellte Dich wieder auf den Bully-Punkt und sagte Dir: «Versuch es noch einmal!» Immer und immer wieder. Immer aufstehen. Immer weiter. Nie aufgeben. Wie baut man sich einen soliden Wortschatz auf? Wie lernt man das Einmaleins? Wie kann Dein Wissen ausgebaut werden? Auf die gleiche Weise, wie man ein Haus baut: Stein für Stein. Ziegel für Ziegel. Etage für Etage. Buch für Buch. Wort für Wort. Training für Training. Tag für Tag. Mutter und Vater sind darauf bedacht, uns ein starkes Fundament zu bauen – ein solides Fundament, das auch bei starkem Sturm nicht einknickt.

Vorbereitung ist alles. Vater wird sich mit den Eismeistern anfreunden. Dafür darfst Du dreißig Minuten auf der benutzten Eisfläche trainieren, bevor eine neue aufgezogen wird. Für Vater gilt: «Nach der Saison ist vor der Saison!» Und so besucht Ihr viele Eishockeyschulen, um an Deiner Technik zu feilen. Um stetig besser zu werden. Vater nimmt sogar einen Job als Ordner an, damit er sich die Spiele der Ersten Mannschaft mit Dir gemeinsam anschauen kann. Während der Fahrt zum Stadion gibt er Dir Instruktionen und sagt, dass Du auf bestimmte Spieler achten sollst, die auf der gleichen Position spielen wie Du. Du studierst die Spieler und ihre Laufwege so wie die Mathematikaufgaben im Sommer. Und dann wird die harte Arbeit sich irgendwann auszahlen. Du wirst den Sprung in die deutsche Junioren-Nationalmannschaft schaffen. In der Saison 2004/05 wird Dein Kindheitstraum in Erfüllung gehen: Du wirst Profispieler Deines Heimatklubs Krefeld Pinguine werden. Niemand hat daran vorher wirklich geglaubt.

Das Fundament, das Mutter und Vater in Dich eingeimpft haben, wird Dich weit bringen. Du wirst in den USA, in Belgien und Bonn studieren. Wer hätte das gedacht? Du, der Sohn eines Gastarbeiters. Du wirst in drei Ländern Deine Abschlüsse machen und Deine Ausbildung mit einer Promotion krönen. Es geht Dir dabei nicht um den Titel, sondern um die Aufarbeitung der Familiengeschichte. Es ist eine extrem arbeitsintensive Zeit. In den USA managst Du Studium, Hochleistungssport und Arbeit und wirst Freunde fürs Leben finden. Du erweiterst Deinen geistigen Horizont. Die Erfahrungen, die Du in den USA machen wirst, sind, ebenso wie die Freundschaften, unbezahlbar.

Erinnerst Du Dich daran, wie Du während Deines Bachelor-Studiums spätabends in der Bibliothek das Buch «Citizenship and Migration: Globalization and the Politics of Belonging» von Stephen Castles und Alastair Davidson gelesen hast, in dem plötzlich ein kleiner Absatz auftauchte, der von der Migrationsgeschichte von Mutter und Vater handelte? Der kleine Absatz im Buch veränderte alles. Deine Reise begann. Die Entdeckung der Familiengeschichte begann. Du wirst 2002 nach Korea reisen, um die Familie zu besuchen, und das nach sechzehn Jahren der Abwesenheit. Du wirst die Geburtsorte von Mutter und Vater besuchen, die alte Schule von Vater, die Gräber Deines Großvaters und Deiner Großmutter. Du wirst Dein Versprechen einhalten, das Grab des Großvaters väterlicherseits bei Deinem Besuch zu pflegen und zu ehren. Nach Deiner Rückkehr aus Korea wirst Du eine Entscheidung fällen. Du wirst die Geschichte von Mutter und Vater und die erste Generation südkoreanischer Gastarbeiter zeitlebens in Ehren halten. Der Generation, die in Deutschland lautlos und stumm geblieben ist, wirst Du eine starke Stimme verleihen. Du wirst drei Bücher schreiben, die sich mit der Thematik befassen. Wer hätte das gedacht? Der Bundespräsident wird Deine Idee der deutsch-koreanischen Gemeinschaftsbriefmarke zum fünfzigjährigen Jubiläum des Anwerbeabkommens vorstellen.

Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Deine Studienzeit ist eine harte Schule. In Belgien wirst Du in einer Besenkammer im Eisstadion mit zwei weiteren Eishockeyspielern zusammenleben. Die Mieten in Brüssel sind einfach zu hoch, um sich dort eine Wohnung leisten zu können. Es ist keine Seltenheit, dass Du Dich auf dem Parkplatz vor dem Stadion im Auto wider findest, um für Prüfungen zu lernen, oder, an Wochenenden, in der leeren Tiefgarage der Universitätsbibliothek. Harte Zeiten, kein Zweifel. In diesen und ähnlichen Momenten wirst Du Dich oft fragen, warum Du nicht wie die meisten anderen auch einfach nur bequem studieren kannst. Ich weiß, dass Du immer hohe Erwartungen an Dich stellst, aber bitte gönn Dir hin und wieder eine Pause!

Wer hätte gedacht, dass Du in das Land von Mutter und Vater zurückkehren wirst, um die Eishockey- und Para-Eishockey-Spiele bei den Olympischen und den Paralympischen Spielen zu organisieren. Und diese Spiele werden ein Erfolg sein! Du wirst mit Gerhard Delling und Jessy Wellmer im ARD-Studio sitzen und über Deine Erfahrungen in Korea berichten. Einen Tag vor den Olympischen Spielen wirst Du vom südkoreanischen Präsidenten ins Blaue Haus eingeladen werden, zu Ehren des Staatsbesuchs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Du wirst ausgewählt, die olympische Fackel ein Stück weit zu tragen, und diesen Lauf wirst Du Mutter und Vater widmen.

Neben Deinem gesundheitlichen Immunsystem musst Du Dein Immunsystem gegen Rassismus stärken. Hörst Du? Denn dem wirst Du immer wieder begegnen – im Alltag, in der Schule, im Sport und im Beruf, und das in jeder Form. Das ist Dein Schicksal als Sohn südkoreanischer Gastarbeiter mit sichtbarem Migrationshintergrund. Dein asiatisches Gesicht verbindet man nicht mit bestimmten Sportarten – wie Eishockey – oder Berufsfeldern wie Politik.

Für die anderen bedeutet Dein Gesicht Unsichtbarkeit, Unterwürfigkeit und Gefügigkeit – Du bist markiert als eine Person, die politisch, gesellschaftlich, kulturell und sportlich keine Rolle spielen soll.

Rassistische Erfahrungen beim Eishockey: «Schlitzauge», «Spiel doch auf dem Reisfeld!», «Fidschi», «Geh zurück in dein Land!» – das sind nur einige Begriffe und Sätze, mit denen Du konfrontiert wirst. Während Deiner Profi-Saison werden gegnerische Fans die Namen asiatischer Gerichte nach Dir schreien und dabei herzhaft lachen. Sie wollen Dir zu verstehen geben, dass Du nicht «Teil des Spiels» bist. Einmal wirst Du sogar beim Eintritt in die Halle von einem Sicherheitsmitarbeiter aufgehalten und nach Deiner Funktion in der Mannschaft gefragt werden. Bei einem Flug nach Kanada mit der deutschen Junioren-Nationalmannschaft wird Dich ein Zollbeamter fragen, ob Du zu einem Tischtennisturnier fliegst. All diese Erfahrungen werden Dich dazu führen, den Verein «Hockey is Diversity» zu gründen. Mit diesem Verein verfolgst Du das Ziel, Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen; Du und Deine Mitstreiter werben mit seinen Projekten für eine inklusive Willkommenskultur im Eishockey, die gleichberechtigt alle Menschen einschließt, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe, Religion, körperlicher Beeinträchtigung oder sexueller Orientierung. Du wirst einen langen Atem brauchen, einen sehr langen Atem, bis Du Dir mit Deiner Botschaft Gehör verschaffen kannst. Menschen, die keinen Rassismus erfahren haben, können Deine Beweggründe nicht nachvollziehen. Du wirst ihnen zeigen, was Leadership bedeutet – lead by example. Wie Barack Obama sagt: «Change will not come if we wait for some other person, or if we wait for some other time. We are the ones we’ve been waiting for. We are the change that we seek.» Wir sind der Wandel, den wir wollen und auf den wir gewartet haben.

Lass Dich nicht entmutigen! Geh Deinen Weg weiter! Und erinnere Dich dabei auch an Coolios Worte: «I’d be a fool to surrender when I know I can be a contender!»

Im Berufsleben wirst Du selten Wohlwollen und Wertschätzung begegnen. Du bist als Führungskraft in den höheren Etagen nicht willkommen. Denn sie wissen Dich und Deine Qualitäten nicht zu schätzen. They don’t want to see you shine, they don’t want to see you fly! Halte Dich nicht dort auf, wo Du nicht geschätzt wirst. Befreie Dich von Deiner «mentalen Sklaverei», von der Bob Marley in seinem «Redemption Song» singt. Befreie Dich von dem Idealismus, dass wir in einer meritokratischen Gesellschaft leben, in der die Leistung des Einzelnen zähle und nicht die Herkunft. Tatsächlich sind Seilschaften und Nepotismus maßgeblich, die Ethnie, die Hautfarbe, der Name, die Religion, das Geschlecht…

Im Bundestag wirst Du als Tourist wahrgenommen werden. Du wirst dort eine unschöne Begegnung mit einer Sekretärin haben, die trotz Deines Hausausweises fest davon überzeugt ist, dass Du da nichts verloren hättest. Sie wird Dir sogar mit der Polizei drohen. Bleib ruhig! Die Sekretärin kann sich in ihrer Welt nicht vorstellen, dass ein Asiate durch die heiligen Hallen der deutschen Politik wandert.

Bei einem Auswahlgespräch für eine Stelle bei den Vereinten Nationen im Bereich Sport und Entwicklung, in deren Rahmen die ausgewählte Person Deutschland vertreten soll, wird Dich der Personaler vom Auswärtigen Amt nach Deiner Loyalität befragen. Du wirst die Stelle nicht bekommen. Sei nicht enttäuscht. Bei einer großen Konferenz in Berlin wird Dich der Präsident eines Arbeitgeberverbandes mit einem Übersetzer verwechseln und Dich damit bloßstellen, obwohl Dein gut sichtbares Namensschild auch Deine eigentliche Position erklärt. Bewahre auch hier die Ruhe! Integration ist ein mühsamer Prozess. Und so traurig es auch klingen mag, trotz mittlerweile fünf Jahrzehnten der Anwesenheit in Deutschland, werden Koreaner immer noch als «Übersetzer» wahrgenommen, nicht als Führungskräfte. «Es braucht eben seine drei Generationen», ist ein Satz, den Du von vielen zu hören bekommst. Aber Du hast keine drei Generationen Zeit, um zu hoffen, dass Dir in diesem Land eine Chance gegeben wird.

Merk Dir das. Du wirst zeitlebens unterschätzt werden. Du musst praktisch immer wieder bei Null anfangen – immer wieder an die Startlinie gehen. Vergiss nie Deine DNA – Du bist ein Hyun. Harte Arbeit und Hartnäckigkeit hast Du schon früh von Mutter und Vater eingeimpft bekommen. Aus jeder Niederlage schöpfst Du Antrieb und die Motivation weiterzumachen.

Verschwende nicht Deine Zeit damit, andere Menschen von Deinem Talent überzeugen zu wollen, die es nicht sehen. Warte nicht auf die Chance, bau sie Dir selbst! Setz auf Dich selbst! Kein anderer wird es für Dich tun. Du weißt am besten, wie es geht – Stein für Stein, Ziegel für Ziegel, Etage für Etage. Auf dem Weg, den Du noch vor Dir hast: Vergiss nicht, was Mutter einmal sagte, als die Gutmütigkeit und Gastfreundlichkeit unserer Familie von einigen Bekannten schamlos ausgenutzt worden war und Du nicht verstandst, warum Mutter trotzdem freundlich blieb. «Hauptsache wir verändern uns nicht», sagte Mutter damals. Das zeigt die menschliche Größe von Mutter. Vergiss nicht, Mutter und Vater in den Arm zu nehmen und ihnen zusagen, dass Du sie liebst.

Mit Liebe

Martin

P.S.: Deine Hartnäckigkeit in der Liebe wird sich auszahlen. Du wirst eine «Original-Berlinerin» heiraten. Mit ihr wirst Du in guten und in schlechten Zeiten glücklich sein. Sie ist die Liebe Deines Lebens!

Martin Hyun setzt sich im Verein  Hockey is Diversity gegen Rassismus und Diskriminierung im Eishockey ein.
Illustration: → Joaquina Garotte Gasch


Dieser Text ist zuerst erschienen in: → Çiçek Bacık Rosaria Chirico Koray Yılmaz-Günay (Hg.) (2021):  Grenzerfahrungen. Ein Lesebuch der Daughters and Sons of Gastarbeiters, Seite 80–87. Dort auch die Übersetzung ins Koreanische (어린 시절 나에게 보내는 편지) von → KyeongHwa Lee, Seiten 156–163.